Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis

Schweizer Kinder-und Jugend- buchpreis

Archiv 2021

Martin Panchaud «Die Farbe der Dinge»

Preisträger 2021:
Martin Panchaud
«Die Farbe der Dinge»

Zürich: Edition Moderne 2019

Mit ‹Die Farbe der Dinge› hat Martin Panchaud ein höchst originelles Gesamtkunstwerk geschaffen, das frech und frisch die Bild- und Textlesegewohnheiten des Publikums durcheinanderwirbelt. Mit ihrer verspielten Visualität und ihrem medientypischen Erzähltempo dürfte diese Graphic Novel gerade auch bei Jugendlichen auf Anklang stossen. Als bunte Kreise bewegen sich Figuren über die weisse Bildfläche und in skizzenhaften Panels; feine Striche verbinden sie mit Dialogzeilen. Dazwischen eingestreut finden sich Infografiken, Übersichten und Kartenausschnitte. Ein erster Blick ins Buch lässt kaum vermuten, wie schnell die Handlung dennoch Fahrt aufnimmt und ihren eigenen Rhythmus entwickelt. Wer sich auf das frappante Format und die abstrakte Codierung einlässt, taucht unversehens in das Abenteuer des Protagonisten Simon ein. Die farbigen Kreise werden lebendig, ihre Emotionen springen über, wenn sie streiten, lieben, sich nerven und verzweifeln. Ein rasantes Familiendrama nimmt trotz spektakulärem Gewinn beim Pferderennen seinen tragischen Lauf. Am Schluss nimmt Simon als junger Erwachsener sein Schicksal selbst in die Hand.

Die unverwechselbare Coming-of-Age-Geschichte jongliert geschickt mit popkulturellen Elementen, überspitzt mediale Gewaltszenarien oder Sexfantasien und erweitert die jugendmediale Erzähltradition um eine völlig neue Spielart.»

Martin Panchaud, 1982 in Genf geboren, ist ein in Zürich lebender Grafikdesigner, Autor und Illustrator. 2016 veröffentlichte er eine 123 Meter lange illustrierte Adaption von Star Wars Episode IV, für die er Anerkennung in diversen Kultureinrichtungen in Europa erhielt.
Seine erste Graphic Novel «Die Farbe der Dinge» erschien 2020 bei der Edition Moderne und wurde für den Max und Moritz-Preis nominiert.
martinpanchaud.ch

Nominierungen 2021

Bestiaire hélvetique

Text und Illustration: Marcel Barelli

Sachbuch
Lausanne: EPFL Press 2020

Dieser Katalog der Schweizer Tierarten wurde mit 
einem neugierigen, oft humorvollen Blick erstellt. Mittels Schwarz-Weiss-Zeichnungen und kurzer Texte schafft 
der Autor ein innovatives Werk, das sorgfältig ausgearbeitet und originell zugleich ist; mit einer Fülle an interessanten 
Informationen, leichtfüssig und witzig illustriert. Das Buch folgt einer persönlichen Ordnung und endet mit einer 
reichhaltigen Bibliografie. Nicht zuletzt erinnert es uns daran, wie viele Tiere durch die ganz am Schluss vorgestellte Spezies bedroht sind: durch den Homo sapiens.

Die Farbe der Dinge

Text und Illustration: Martin Panchaud
Übersetzung: Christoph Schuler

Graphic Novel
Zürich: Edition Moderne 2020

Ein drangsalierter Teenager aus misslichen Verhältnissen landet den grossen Coup, als er mit dem Ersparten seines Vaters auf das richtige Pferd wettet. Jetzt sind erst recht alle hinter ihm her. Diese Graphic Novel stellt Lesegewohnheiten radikal auf den Kopf und erzählt die turbulente Coming-of-Age-Geschichte wie ein Videospiel aus Drohnenperspektive. Ein schwindelerregender Parforceritt durch Piktogramme, Infografiken und filmreife Dialoge, der packt und unter die Haut geht.

Élise

Text und Illustration: Fabian Menor

Graphic Novel
Genf: La Joie de lire 2020

Élise muss für ihre Lehrerin stets als Sündenbock herhalten. Zum Glück findet sie Trost bei ihrem Hund, mit dem sie alles teilt. Als Chronik alltäglicher Gewalt entfaltet diese Graphic Novel, die zwischen Märchen und Entwicklungsroman angesiedelt ist, das Leben eines Mädchens in einer Zeit, in der Erwachsene noch die Hand gegen Kinder erheben durften. Die Verwendung von Tusche und ihrer verwässerten Nuancen zeigt elegant die Verletzlichkeit, aber auch die Stärke und Widerstandsfähigkeit, die das Kindsein mit sich bringt.

Lila Perk

Text: Eva Roth

Kinderroman
Wien: Jungbrunnen 2020

Mit Überlebensbuch, Zelt und Moskitonetzen machen sich die zwölfjährige Lila und ihr Vater auf eine Abenteuerreise, die sie bis weit in den Osten Europas führt. Der Erzähltext besticht durch den stimmigen Plot und die einfache, aber eingängige Sprache mit einem Schuss Ironie und Witz. Während das Genre des Abenteuerromans gehörig dekonstruiert wird, zieht sich das zentrale Thema der Verarbeitung des Todes der Mutter als roter Faden subtil, feinfühlig und überzeugend durch die Geschichte.

Lulu in der Mitte

Illustration: Jacky Gleich
Text: Micha Friemel

Bilderbuch
München: Hanser 2020

Herrlich, dieses Familienleben mit Vater, Mutter und drei Kindern, das sich in den Illustrationen wie ein Wirbelwind entfaltet. Es wird gespielt, gekocht, getröstet. Erst, wenn man den Text liest, wird klar, dass dieses wilde Gewusel nicht für alle gleich lustig ist. Lulu, das mittlere Kind, fühlt sich zunächst unsichtbar und weiss nicht, wer sie ist. Das dynamische Zusammenspiel zwischen Text und Bild lässt Lulu plötzlich im Rampenlicht erscheinen. Sie entdeckt sich selbst als die goldene Mitte, die Sonne, um die sich alles dreht.

Preisverleihung 2021

Jury 2021

Daniel Ammann (Jurypräsident)

Daniel Ammann studierte Anglistik, Pädagogik und Literaturkritik. Er ist Dozent für Medienbildung und Mitarbeiter des Schreibzentrums an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Neben Rezensionen für «Akzente» oder «Buch&Maus» schreibt er unter anderem zu Literatur und Film in der NZZ.

Bérénice Capatti

Bérénice Capatti ist Übersetzerin, Lektorin und Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Sie arbeitete mehrere Jahre in der Jugendabteilung eines grossen italienischen Verlags, bevor sie sich selbstständig machte. Sie schreibt für das Magazin «Il Folletto» und leitete Schreib- und Übersetzungsworkshops.

Christine Lötscher

Christine Lötscher studierte Germanistik und Geschichte in Zürich und München und arbeitete danach als Kulturjournalistin. Heute ist sie Professorin für Kinder- und Jugendmedien am ISEK – Populäre Kulturen der Universität Zürich und forscht zur Schnittstelle von Kinder- und Jugendmedien und Populärkultur bzw. zu transmedialen Erfahrungsräumen.

Valérie Meylan

Valérie Meylan arbeitete in einer unabhängigen Kinderbuchhandlung in Biel, bevor sie sich im Bereich Literaturkoordination selbstständig machte. In dieser Funktion arbeitet sie für Literaturfestivals, für den Verlegerverband LIVRESUISSE oder für Pro Helvetia. Sie führt Leseförderungsprojekte des ISJM in Schulklassen in der Romandie durch und schreibt für das Jugendliteratur-Onlinemagazin «Ricochet».

Therese Salzmann

Therese Salzmann war Primarlehrerin und studierte Slavistik, Osteuropäische Geschichte und Soziologie. Sie war mehrere Jahre im Buchhandel tätig, bevor sie am ISJM das Projekt «Lectures des Mondes» mit aufgebaut und anschliessend am SIKJM in Zürich Projekte zur literalen Förderung betreut hat. Seit Ende 2015 arbeitet sie für Interbiblio – Interkulturelle Bibliotheken der Schweiz, seit 2019 als Bibliotheksbeauftragte des Kantons Freiburg.

Medien 2021

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