Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis

Schweizer Kinder-und Jugend- buchpreis

Archiv 2022

Johanna Schaible «Es war einmal und wird noch lange sein»
Johanna Schaible «C’era una volta e ancora ci sarà»

Preisträgerin 2022:
Johanna Schaible
«Es war einmal und wird noch lange sein»

München: Hanser 2021

«Mit ganz neu gedachten künstlerischen Möglichkeiten, die dem Buch als Medium zur Verfügung stehen, überrascht und überzeugt ‹Es war einmal und wird noch lange sein› als innovative, unmittelbare Auseinandersetzung mit dem stets aktuellen Thema der Zeit. Fast architektonisch aufgebaut fordert es von den Leser:innen jeden Alters eine reflexive und emotionale Lektürebeteiligung ein und vermittelt die beruhigende Botschaft, dass das Leben stets weitergeht und vieles noch kommt.»

Jurymitglied Valérie Meylan zum Buch:
«Wie kann man die Zeit erfassen, die vergeht? Und wie findet man einen Platz darin?
Durch eine innovative Umsetzung und ein Spiel mit der Materialität entfaltet Johanna Schaible auf immer kleiner werdenden Seiten die wichtigsten Ereignisse der Geschichte der Menschheit. Man sieht, wie sich die Erde bildet; wie Dinosaurier hoch oben fliegen; wie Landschaften sich verändern; ein Fest; eine Tür, die sich in der Nacht schliesst; bis zu diesem genauen Moment, in dem man sich, in Ruhe, in diesem Kinderzimmer wiederfindet, und eine Sternschnuppe vorbeifliegt.

Dann werden die Seiten immer grösser und man stellt sich die eigene Zukunft vor. Was wird morgen geschehen? In 10 Jahren? Man kommt in eine intime Welt, die zwar aus Projektionen besteht, sich aber auf Umgebungen stützt, die, wenn sie nicht unveränderlich doch wenigstens erkennbar sind, wie die ägyptischen Pyramiden oder eine Landschaft in den Alpen. Auf subtile Art antworten die Seiten aufeinander, manchmal durch die Farbe der Kulissen, manchmal durch den dargestellten Ort. Der Zyklus der Zeit materialisiert sich in der Konstruktion des Buches selbst: Es beginnt mit der Erschaffung der Welt, schwarz und voller Energie, und endet mit der Stadt und ihren Lichtern, mit der Nacht. Die Zartheit der Illustrationen und ihre scheinbare Einfachheit vermitteln eine Vorstellung von Stabilität und Staunen über die geheimnisvolle Vielseitigkeit unseres Planeten. Johanna Schaible ist mit diesem Bilderbuch ein wirkliches Kunststück geglückt, indem sie die Zeit auf universelle Weise, nämlich anhand der Geschichte der Menschheit, aber auch in einer sehr intimen und persönlichen Art behandelt.
Und jedes Mal, wenn man das Buch aufschlägt, stellt sich die Frage:
Was bin ich in dieser Geschichte?»

Johanna Schaible, geboren 1984, studierte Illustration an der Hochschule Luzern Design & Kunst. Heute arbeitet sie als Illustratorin in Bern. Ausserdem ist sie künstlerische Leiterin eines Kunstateliers für Kinder und Jugendliche. «Es war einmal und wird noch lange sein» ist ihr Bilderbuchdebüt. Es ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 nominiert und war der Sieger der internationalen dPictus-Präsentation 2019 für unveröffentlichte Bilderbuchprojekte.
johannaschaible.ch

Nominierungen 2022

Astor

Text und Illustration: Tito Moccia

Lausanne: Antipodes 2021
Astor liebt das Meer mit all seinen Tiefen und Wundern. Er baut ein U-Boot und begibt sich auf eine Reise zu den Meerestieren. Unterwegs macht er Bekanntschaft mit dem Koloss-Kalmar, trifft aber auch auf Wracks von Kreuzfahrtschiffen. Die runden, matrizenartigen Illustrationen strahlen grosse Zärtlichkeit aus. Der Text informiert ohne ökologische Moral. So eröffnet dieses poetische, grafische Kunstwerk Zugänge sowohl für die jüngsten Kinder als auch für ältere Meeresbegeisterte.

 

Es war einmal und wird noch lange sein

Text und Illustration: Johanna Schaible

München: Hanser 2021
In diesem originellen Kunstbuch dehnt sich die Zeit mit dem sich verändernden Seitenformat aus und zieht sich zusammen. Von der Erschaffung des Universums bis zum Moment, in dem wir uns gerade befinden, schreiben die Ereignisse die Geschichte der Erde und ihrer Bewohner:innen, während die Zukunft uns danach fragt, was wir mit unserem Leben und der Welt anfangen wollen. Das Spiel zwischen der Materialität des Buchs, seiner Gestaltung und seinem Inhalt macht es zu einem faszinierenden literarischen und poetischen Objekt.

 

Herr Bert und Alfonso jagen einen Dieb

Text und Illustration: Laura D’Arcangelo

Zürich: Atlantis 2021
Das Bilderbuch erzählt mit viel Humor eine temporeiche Detektivgeschichte. Als der unscheinbare Herr Bert und sein Dackel Alfonso wegen mehrerer Diebstähle unter falschem Verdacht stehen, müssen sie dringend den richtigen Täter finden. Die dynamischen Bilder und die schlichte Sprache dieses Buches setzen im raffinierten Zusammenspiel die Themen des Unsichtbarseins und Sichtbarwerdens geistreich um, sodass die Geschichte Leserinnen und Leser jeden Alters in ihren Bann zieht.

 

Moni heisst mein Pony

Text: Andrea Gerster
Illustration: Lika Nüssli

Zürich: SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk 2021
Kann man die Kunstform Spoken Word verschriftlichen? Andrea Gerster und Lika Nüssli wagen das Experiment. Die abwechslungsreichen, kurzen und kurzweiligen Texte bewegen sich nahe an der Alltags- und Erlebniswelt von Kindern und Jugendlichen, gekonnt und mit viel Fantasie verbinden sie das Mündliche mit dem Schriftlichen. Die Freude am Spiel mit der Sprache ist in jeder Zeile spürbar, die Illustrationen setzen treffende Akzente. Entstanden ist eine erfrischende und originelle Literaturform.

 

Le voisin

Illustration: Walid Serageldine

Genf: La joie de lire 2021
Wenn ein Apfel über den Zaun in deinen Garten fällt, ist das nicht weiter schlimm, aber wenn der Nachbarsgrill die gerade aufgehängte Wäsche verqualmt … Dieses humorvolle, textlose Bilderbuch erzählt von der Nachbarschaft zwischen einer Elefantenfamilie und einem Nashorn. «Le voisin» spielt mit den Codierungen des Anthropomorphismus und entzieht sich jeder Definition; seine Stärke liegt sowohl in seiner Einfachheit als auch in seinem Detailreichtum. Wer genau hinsieht, entdeckt im Apfelbaum sogar eine Liebesgeschichte.

 

 

Preisverleihung 2022

Die Preisverleihung fand am 28. Mai im Rahmen der Solothurner Literaturtage im Stadtheater statt.
Moderatorin Susanne Kunz und die diesjährige Preisträgerin Johanna Schaible. Fotos: Susanne Goldschmid

Jury 2022

Véronique de Sépibus (Jurypräsident)

Véronique de Sépibus gründete vor über vierzig Jahren eine Kinderbuchhandlung in Genf, die sie mit einem Team von fünf BuchhändlerInnen erfolgreich leitet. Sie setzt sich seit Jahren für die Leseförderung von Kindern- und Jugendlichen ein und hat verschiedene Ansätze dafür entwickelt. Unter anderem ist sie seit Beginn für das Projekt «La Bataille des Livres» tätig und konzipierte und realisierte viele Jahre Kamishibai-Veranstaltungen für Schulen.
Sie lebt in Genf und Paris und setzt sich mit ihrer Arbeit für den interkulturellen Austausch ein.

Marion Arnold

Marion Arnold ist gelernte Sortimentsbuchhändlerin und arbeitet seit über 20 Jahren in einer Fachbuchhandlung für Kinder- und Jugendliteratur.
In Wien und München absolvierte sie die Weiterbildung zur Lese- und Literaturpädagogin und machte sich vor 6 Jahren in diesem Bereich selbständig. Sie ist Mitglied der Programmkommission der Literaturfestivals «Zürich liest» und «Abraxas» in Zug.

Bérénice Capatti

Bérénice Capatti ist Übersetzerin, Lektorin und Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Sie arbeitete mehrere Jahre in der Jugendabteilung eines grossen italienischen Verlags, bevor sie sich selbstständig machte. Sie schreibt für das Magazin «Il Folletto» und leitete Schreib- und Übersetzungsworkshops.

Valérie Meylan

Valérie Meylan arbeitete in einer unabhängigen Kinderbuchhandlung in Biel, bevor sie sich im Bereich Literaturkoordination selbstständig machte. In dieser Funktion arbeitet sie für Literaturfestivals, für den Verlegerverband LIVRESUISSE oder für Pro Helvetia. Sie führt Leseförderungsprojekte des ISJM in Schulklassen in der Romandie durch und schreibt für das Jugendliteratur-Onlinemagazin «Ricochet».

Stefan Schröter

Seit 2012 ist Stefan Schröter Dozent an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PH Zürich) für Fachdidaktik Deutsch auf der Primarstufe. Er ist an der PH Zürich vor allem in der Ausbildung tätig. Ein inhaltlicher Schwerpunkt im Rahmen seiner Tätigkeiten in der Ausbildung ist die Kinder- und Jugendliteratur und ihre Didaktik. Ursprünglich ist Stefan Schröter Primarlehrer (Lehrerseminar Kanton Luzern), anschliessend hat er Germanistik und Philosophie in Bern und Wien mit Schwerpunkt Neuere deutsche Literaturwissenschaft studiert.

Medien 2022

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